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Stellungnahme zur Sparkasse im Viertel

Als wir hörten, dass das Gebäude der Sparkasse im Viertel verkauft werden sollte, waren wir hellhörig und haben es uns gleich einmal angeschaut. Das große und markante Gebäude würde viel Raum für Kultur, Soziales und Gemeinschaftlichen Wohnraum bieten. Um dieser Perspektive Öffentlichkeit zu verschaffen, kontaktierten wir den Weser Kurier, der dazu dann am 19.05.2021 diesen Artikel veröffentlichte:

Freiräume für alle Menschen

Der Verein Bude sieht weitere Nutzungsmöglichkeiten des ehemaligen Sparkassengebäudes im Steintor. Die Mitglieder stellen sich dort Kulturveranstaltungen, soziale Projekte und Beratungsräume vor

Mit dem Wegzug der Sparkasse vom Steintor ins Ostertor steht nun ein markantes Gebäude im Stadtteil leer. Die Initiative Leben im Viertel (LIV) erhoffte sich bereits einen Kauf der Immobilie durch die Stadt, um sie dem Zugriff von Spekulanten zu entziehen und um den Bereich rund um die Sparkasse aufzuwerten (wir berichteten). Aber auch andere Akteure machen sich Gedanken über die Zukunft des Hauses.

„Grundsätzlich fanden wir es schön, dass das Gebäude Aufmerksamkeit erhalten hat“, sagt Ben Peters vom Verein Bude über die Berichterstattung. „Das ist ein wichtiges Gebäude für Bremen, das nicht einfach dem Markt überlassen werden sollte.“ Stadtprägend sei es und da stimmen sie auch der Initiative LIV zu. Im Gegensatz zu der von LIV angesprochenen Dealerei und der von ihr befürchteten Monokultur im Stadtteil sieht Bude aber eher die kontinuierlich steigenden Mieten und die dadurch einsetzende Verdrängung der Mieterinnen und Mieter als Problem an. Dass die Dealerei verdrängt werde, heiße nicht, dass es sie nicht gibt, sagt der Verein Bude und meint: „Nicht die Symptome bekämpfen, sondern die Ursachen.“

Kulturprojekte und Soziales in der Sparkasse

Dem Verein, dem derzeit neun Personen angehören, gehe es um die positive Gestaltung des Gebäudes: Vorstellbar seien da zum Beispiel Kulturveranstaltungen wie Konzerte oder Lesungen, soziale Projekte, Beratungsräume für Initiativen und im oberen Bereich Wohnraum.

„Der untere Raum ist groß, da kann viel selbst entschieden werden, was passiert“, fügt Rabea vom Verein hinzu, „es gibt eine Vielzahl an Initiativen, die barrierefreie Räume brauchen.“ Nach Ansicht von Bude fehlen überhaupt Freiräume und Orte, wo Menschen einfach verweilen können, ohne gleich etwas konsumieren zu müssen.

Insgesamt sieht Bude den ehemaligen Kassenbereich der Sparkasse als Veranstaltungsraum für alle Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels an: „Und das steht in Kontrast zu denen, die dort mitbieten können, zum Beispiel Immobilienspekulanten“, sagt Ben Peters. Das Mindestgebot für die Immobilie beträgt knapp zwei Millionen Euro, der Zeitraum des Bieterverfahrens begann am 19. April und endete am 14. Mai. „Es ist völlig utopisch, dass Initiativen innerhalb von zwei bis drei Wochen einen Finanzierungsplan erstellen. Sie bräuchten Zeit und Initiativen, die sich zusammenschließen.“

Verein Bude will kein privates Eigentum anhäufen

Auch, wenn schon alleine wegen des hohen Preises ein Erwerb dieses Gebäudes nicht möglich gewesen ist, so ist die Gruppe auch generell auf der Suche nach einem Haus mit Platz für mindestens zehn Menschen. „Es ist uns wichtig, kein privates Eigentum anzuhäufen und unsere Immobilie durch den gemeinschaftlichen Kauf in Zusammenarbeit mit dem Syndikat dem Markt und damit der Spekulation zu entziehen“, ist auf der Website des Vereins zu lesen, das angesprochene Syndikat ist dabei das „Mietshäuser Syndikat“. Sympathisierende Privatpersonen geben dabei Geld als Direktkredit, ein Umweg über eine Bank entfällt. „Wir wollen dem Immobilienmarkt ein Objekt entziehen und selbst einziehen“, sagt Rabea.

„Wenn man den Raum für ein Beteiligungskonzept öffnen würde, dann würde da einiges passieren“, ist sich Ben Peters sicher. „Ich würde hoffen, die meisten Menschen in der Nachbarschaft würden sagen, dass dies das Viertel bereichern würde.“